Das Backpackerleben


Leben und Reisen mit  dem Rucksack und keinen Plan, was morgen passiert und dabei eine Menge Erfahrungen sammeln.

„Travel is the only thing you buy that makes you richer“
(dt.: Reisen ist das einzige, wofür man bezahlt, was einen reicher macht“)

Visum besorgen, Flug buchen und schon kann es losgehen. Genau so einfach war es bei mir auch, als die Entscheidung feststand, dass ich nach Australien will. Doch wie ist das Leben als Backpacker eigentlich, welche Erfahrungen macht man und was lernt man alles durch diese Zeit? Genau darüber habe ich jetzt mal einen kleinen Beitrag geschrieben.

1 Jahr aus einem 65+10Liter Rucksack leben
Tja, kein Kleiderschrank, aus dem man jeden Tag seine Kleidung raussuchen kann. Hier ist das mehr wie das Greifen in die Lostrommel: Einmal die Hand tief in den Rucksack rein, ertasten, wo die saubere kurze Hose ist und zufällig irgendein T-Shirt mit raus ziehen. Dreckswäsche in das untere Fach wieder reinstopfen und hoffen auch dieses Mal den Reisverschluss zu zu bekommen, bis spätestens 2 Wochen später die nächste Waschmaschine aufgesucht werden muss. Und schon geht das Spiel wieder von vorne los. Super einfach und kein Problem mit so wenig Kleidung zu reisen. Nur die weißen T-Shirts haben schnell den Geist aufgegeben, da man hier oft nur kalt waschen kann. Aber dafür habe ich extra ein paar mehr eingepackt, sodass ich die weißen zum Arbeiten tragen kann.

Unterkunft
Ob im Hostel, im Sharehouse, auf einem Taucherboot im Crewraum, im Wohnmobil, im Auto, im Zelt, mit Luftmatratze auf dem Boden oder bei einer Familie in einem schönem Zimmer habe ich schon alles hinter mir und wer weiß, was noch kommt. Schlafen kann man überall. Manchmal hat man Glück und eine super Unterkunft und beim nächsten Mal ist man froh, dass man dort nur schlafen muss. Bisschen Schimmel im Bad, kleine Tierchen, quietschende Betten, laute Straßen oder Leute, die im Bett neben dir Sex haben sind in vielen Hostels keine Seltenheit. Doch wenn man seine Ansprüche ein wenig runter schraubt ist das alles kein Problem, da man meistens eh nur zum Schlafen da ist. Ich habe bis jetzt fast immer gut geschlafen.

Geld – Meine größte Sorge am Anfang
Wie viel Geld hab ich schon gebraucht? Muss ich billiger Leben? Gebe ich zu viel aus? Vorallem in den ersten Tagen gingen mir diese Gedanken oft durch den Kopf, Denn zum ersten Mal in meinem Leben muss ich für längere Zeit mit meinem eigenen Geld auskommen. Dies ist gar nicht so einfach, da man sich einerseits viel gönnen möchte, aber andererseits aufpassen muss, dass man lange damit auskommt. Das anfänglich Gefühl,  ich würde viel zu viel Geld ausgeben, stellte sich aber mit Blick auf mein Konto als falsch heraus. Dennoch achte ich beim Einkaufen immer auf Angebote und kaufe viele Eigenmarken der Supermärkte. Um mehr Geld zum Reisen zu sparen, trinke ich hier sehr selten Alkohol, da dieser viel zu teuer ist: (Sixer Bier16 Dollar, Flasche Wodka 55 Dollar, in der Kneipe natürlich noch mehr) Erst dadurch habe ich mein Geld viel mehr zu schätzen gewusst.
Wenn man nach dem Arbeiten wieder Geld hat, kann man sich auch mal etwas größere Sachen, wie einen Fallschirmsprung oder ähnliches gönnen.

Sprache
In den ersten Wochen merkt man erstmal wie schlecht sein Schulenglisch ist. Die einfachsten Vokabeln müssen nachgeguckt werden und manchmal schleichen sich wieder deutsche Wörter ein. Doch trotz diesen anfänglichen Defiziten gelang es mir immer alle wichtigen Sachen zu regeln.
Mit der Zeit wurde das Englisch aber immer besser, sodass man nicht mehr jeden Satz im Kopf übersetzen muss, sondern einfach drauf los reden kann. Klar fallen einem manchmal einige Wörter nicht ein, aber wenn man es ein bisschen umschreibt kann man sich mit allen super Verständigen.
Das einzige Problem, womit ich manchmal zu kämpfen habe sind alte Australier, die einen so starken Dialekt haben, dass man manchmal nicht mal versteht, wenn sie einen Begrüßen. Ist wahrscheinlich so, wie für jemanden der Deutsch lernt und mit einem aus Bayern reden muss.

Jeden Tag Instantnudeln? Nein, danke!
Hier unterscheiden sich die meisten Backpacker sehr stark voneinander. Wenn man in den Hostelküchen kocht sieht man ganz viele Backpacker, die sich nur Instantnudeln warm machen. Super billg, aber satt werden kann man davon auch nicht wirklich. Daher versuche ich immer gut, aber günstig zu kochen (Nudeln, Kartoffeln, Wraps, Salat, Chilli con Carne, Burger, Pfannkuchen, Reis,…). Das einzige was es hier nicht gibt ist vernünftiges Brot. Daher gibt es immer Toastbrot und Müsli zum Frühstück.

Arbeiten
Arbeiten, die wichtigste Tätigkeit, um sich seine Reise zu finanzieren. Doch bevor man Arbeit hat muss man diese erstmal finden. Diese Arbeitssuche kann ganz schön deprimierend sein, wenn man tausend Leute anruft, Lebensläufe verteilt, Anzeigen ins Netz stellt und einfach keine Zusage bekommt. Mit der Wahrheit kommt man hier übrigens nicht weit bei der Suche: Am besten man gibt an, dass man schon viel Erfahrung in dem Bereich hat, in dem man gearbeitet hat und das man mindesten 3 Monate dort arbeiten möchte. Abhauen kann man dann immer noch früher. Doch wenn man dann eine Zusage (hat viel mit Glück zu tun) hat kommt meistens auch schnell wieder Geld zusammen, man lernt neue Leute kennen und auch durch die Arbeit lernt man einiges dazu. Bezahlt wird hier übrigens wöchentlich, was ich richtig gut finde. Der Stundenlohn hängt ganz von der Tätigkeit ab, die man macht. Ich habe schon von Leuten gehört, die für 10 Dollar die Stunde gearbeitet haben und andere, die 1000 am Tag verdienen. Üblich sind ca. 20 Dollar vor Steuern. Bei manchen Fruitpickingjobs ist es sogar üblich nach Menge zu zahlen, wobei man meistens jedoch ziemlich abgezogen wird.

Neue Leute
Durch die viele Reiserei lernt man ständig neue Leute aus der ganzen Welt mit spannenden Geschichten kennen. Manchmal nur für ein kurzes Gespräch, manchmal reist man zusammen. Bei einigen ist man froh, dass man diese nicht nochmal treffen muss und bei anderen ist man ein wenig traurig, wenn sich die Wege wieder trennen. Doch unabhängig davon reisen diese Leute genauso schnell weiter, wie man sie kennen gelernt hat, sodass man lernen muss sich schnell auf neue Leute einzustellen und diese auch wieder zu verlassen.

Wenn Dusche, Strom und Internet Luxus werden…
Als wir von Brisbane nach Melbourne mit einem Auto gereist sind, haben wir oft auf kostenlose oder günstige Campingplätze übernachtet. Diese waren jedoch meistens ein Stück von der nächsten Stadt entfernt, sodass man sich schon vorher überlegen musste, was man den nächsten Abend kocht und genug Essen und Wasser einzukaufen. Viele dieser Campingplätze waren oft sehr einfach: Grasfläche und Plumpsklo. Duschen geht dann halt nicht jeden Tag.
Da der Handyempfang und das W-LAN (wenn man dann mal ein günstiges gefunden hat, was nicht 5 Dollar pro Stunde kostet) in ganz Australien recht schlecht ist, muss man ab und an auch mal ein oder mehrere Tage ohne Netz auskommen. Auch mal gut, wenn man sich komplett auf andere Sachen konzentrieren kann und nach dieser Zeit umso schöner wieder mit seinen Freunden und der Familie zu kommunizieren.
Auch das Aufladen unserer Geräte (Handy, Kamera, Laptop) stellt sich als nicht so einfach raus, wenn man auf Reise ist. Wir haben zwar einen Adapter, um im Auto zu laden, aber um nur das Handy voll zu bekommen, müssen wir mindestens 2 Stunden Auto fahren. Aber klappt auch ganz gut mit weniger Strom. Wenn man dann mal einen Ort gefunden hat, wo man umsonst laden kann, wird erstmal alles komplett aufgeladen bevor es weiter geht.

Neben den vielen tollen Erlebnissen, die man beim Reisen und Arbeiten macht sind aber auch ein paar negative Erfahrungen nicht zu vermeiden, aber genau das sind die Erfahrungen, von denen man am meisten lernt und im Nachhinein lustige Geschichten zu erzählen hat.