295 Tage ist es jetzt her, als ich an einem Dienstagmorgen, Mitte August 2014, mit sehr gemischten Gefühlen in Frankfurt am Main in mein Flugzeug einstieg, mit dem es dann über Hong Kong nach Cairns ging. Bepackt war ich zu diesem Zeitpunkt nicht nur mit meinem großen Backpack, aus dem ich jetzt 10 Monate lebte, sondern auch einer Menge Vorfreude, Aufregung, aber auch ein paar Sorgen. Ist mein Englisch gut genug? Reicht das Geld? Finde ich einen Job? Finde ich schnell neue Freunde? Schaffe ich es ein Jahr alleine mein Leben zu regeln? Trotz dieser vielen ungewissen Fragen war die Vorfreude 100 mal größer, sodass ich fest entschlossen war: ICH WILL JETZT NACH AUSTRALIEN!
Nachdem ich in meiner letzten Nacht zu Hause nicht eine Minute schlafen konnte, war ich froh, als es morgens dann endlich nach Frankfurt am Main ging. Nachdem ich mich dort von meiner Familie und Freundin verabschiedet habe, war ich komplett auf mich alleine gestellt. Komisches Gefühl alleine am Gate zu sitzen und auf das zu warten, was in den nächsten 10 Monaten passieren wird. Als der Flieger um 13.55 Uhr dann abhob, stand ein langer Flug nach Hong Kong vor mir, welcher jedoch gefühlt recht schnell umging. Die 13 Stunden Aufenthalt am Flughafen in Hong Kong waren allerdings die längsten meines Lebens. Müde und aufgeregt solange zu warten, war das schlimmste an meiner ganzen Reise und ich war so froh, als abends der Flug nach Cairns startete.
Früh morgens, landete ich also am winzigen Flughafen in Cairns und war endlich in Australien angekommen. Schnell mein Gepäck geholt, durch die Sicherheitskontrolle, die einem beim ersten Mal etwas seltsam vorkommt, wenn man in Australien einreist, da man so viele Sachen gefragt wird, bevor man dann sein Stempel in den Reisepass bekommt und dann raus aus dem Flughafen. Und jetzt? Ich wusste nur, dass ich irgendwie in die Stadt muss, wo mein Hostel ist, was ich im Voraus schon für eine Woche gebucht hatte. Wieder ein sehr komisches Gefühl so alleine und ohne Plan am Flughafen zu stehen. Also suchte ich mir das nächste Taxi, welches mich zum Hostel brachte. Leider konnte ich erst um 13 Uhr einchecken, sodass ich noch ein paar Stunden die Zeit vertreiben musste, bevor ich mich dann endlich 3 Stunden hinlegen konnte.
Die ersten paar Tage in Australien waren schon ziemlich komisch, da man niemanden kannte, sich erstmal an das Hostelleben gewöhnen musste und einfach alles komplett neu für mich war. Nach 3 Tagen hatte ich jedoch ziemlich Glück und bekam 5 nette Jungs auf mein Zimmer, mit denen ich mich schnell anfreundete, viel unternahm und eine Woche später mit einem von den 5 in ein Sharehouse einzog, da ich wusste, dass ich noch etwas länger in Cairns bleibe. Meine ersten 1.5 Monate verbrachte ich in Cairns damit mir die Umgebung anzugucken, Tagesausflüge zu machen, feiern zu gehen,… Das Highlight meiner Zeit in Cairns waren jedoch die 5 Tage auf dem Tauchboot, wo ich zwar viel Arbeiten musste, aber dafür eine super Zeit hatte, tolle Menschen kennenlernte und jeden Tag zwei Mal am größten Reef der Welt tauchen durfte.
Paar Tage später bekam ich Besuch von meiner Familie, mit denen ich dann noch einmal am Great Barrier Reef Tauchen ging, mit der Kuranda Scenic Railway und der Gondel durch den Regenwald fuhr, Jetski fuhr, Whale watching machte und von Cairns bis Brisbane die Ostküste runterreiste und die ganzen wundervollen Orte inclusive der beiden wunderschönen Inseln Whitsundays und Fraser Island bereiste. Nach 2 Wochen war es dann wieder Zeit Abschied zu nehmen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an meine Familie für die super Zeit und meine erste richtige Reise in Australien.
Mitte Oktober war ich dann also wieder alleine in Brisbane und nun war es Zeit, dass ich mich mal um einen Job kümmerte, um Geld für die nächste Reiseetappe anzusparen. Da ich noch nicht wirklich wusste, wie ich am besten nach Jobs suchen sollte, durchsuchte ich das Internet, stellte ein Ad in Gumtree, dass ich Arbeit suche und verteilte Lebensläufe (wo mir im Nachhinein aufgefallen ist, dass meine Handynummer falsch war, sodass mich auch niemand anrufen konnte). Nach ein paar Tagen bekam ich dann einen Anruf, ob ich in einer Fabrik arbeiten möchte. Ich sagte natürlich direkt zu, fuhr dort hin und musste direkt anfangen zu arbeiten. Die ersten zwei Tage gefiel mir die Arbeit dort richtig gut, da mein Chef mit mir zufrieden war und der Job nicht zu schwer war. Nach zwei, drei Tagen ging meine Motivation jedoch schlagartig verloren, da mein Boss Gino nur noch am rumschreien war, mich immer öfters persönlich runter gemacht hat und die Arbeitstage bis zu 15 Stunden mit nur einer kurzen Pause wurden. Nachdem ich nach einer Woche schon 14 Stunden an diesem Tag gearbeitet habe und nur noch angeschrien wurde, konnte ich nicht mehr und sagte dann meinem Chef, dass ich mich nicht mehr weiter von ihm so behandeln lasse und mein Geld haben möchte, da ich nicht mehr für ihn arbeiten werde. An diesem Tag war klar, was alle meinen, wenn sie sagen, dass man auf so einer langen Reise nicht nur Höhen, sondern auch tiefen hat. Total kaputt und auch ein wenig traurig so schnell meinen ersten Job aufgegeben zu haben, fuhr ich dann mit der Bahn zurück zum Hostel, wo mich dann Christian erwartete.
Zusammen suchten wir nach einem Job, machten Pläne, wie und wohin wir weiter reisen und bekamen eine Woche später einen Anruf von Gerade, ob wir für 12,50$/hr für ihn im Garten arbeiten könnten. Naja, 12.50 ist jetzt nicht unbedingt viel für Australien, aber wir sagten erstmal trotzdem zu, um etwas für den Übergang zu haben, bis wir etwas Besseres gefunden haben. In der Zeit, in der wir darauf warteten abgeholt zu werden, bekamen wir 2 weitere Jobangebote, denen wir erstmal beiden für die darauffolgende Woche zusagten. Am selben Tag fingen wir noch an für Gerade auf seinem 18 ha großen Grundstück die 1000 Bäume abzusägen. Am Abend frug er uns, ob wir nicht dort wohnen wollten für die Arbeitszeit, Essen würden wir auch von ihnen bekommen. Essen, Unterkunft und Gehalt hörte sich dann für uns ziemlich gut an und wir bekamen ein Auto von ihm, um zurück zum Hostel zu fahren, unsere Sachen zu holen und am nächsten Morgen wieder zu kommen. Die nächsten 5 Wochen verbrachten wir dort mit Bäume absägen, Löcher bohre, neue Bäume pflanzen und dem Installieren eines Bewässerungssystem. Da wir uns extrem gut mit der Familie verstanden, lecker Essen bekamen, ein tolles Zimmer hatten, von seinem Vater zum Grillen und in den Whirlpool eingeladen wurden und das Arbeiten mit den verschiedenen Maschinen echt Spaß machte, bleibt diese Zeit in sehr guter Erinnerung bei mir und ich habe immer noch Kontakt mit Gerard und seiner Frau Joanna.
Mitte Dezember ging es wieder weiter Australien zu bereisen. Also mieteten wir uns ein Auto und fuhren von Brisbane bis nach Melbourne runter. Wir stoppten an vielen tollen Nationalparks, Stränden, Städte, verbrachten die Zeit von Weihnachten bis Neujahr in Sydney und machten in der letzten Woche mit 6 anderen eine Tour entlang der Great Ocean Road. In diesen 6 Wochen haben wir sehr viele tolle Sachen gesehen, jeden Tag gecampt, einen Fallschirmsprung gemacht, Kanu gefahren, starken Regen überlebt, in der Sonne gedöst und eine gute Zeit gehabt. Anfang/Mitte Januar erreichten wir dann Melbourne, wo wir wieder auf Jobsuche gingen und uns die nette Stadt anguckten. Leider, bzw. im Nachhinein zum Glück, fanden wir nur ein paar Tagesjobs in Melbourne, sodass wir uns spontan dazu entschlossen am nächsten Wochenende für einen Monat nach Neuseeland zu fliegen.
Die spontane Idee nach Neuseeland zu fliegen, stellte sich als eine sehr gute Entscheidung raus, da wir nicht nur das perfekte Wetter hatten, sondern auch viele andere nette Backpacker kennenlernten, mit denen wir zusammen im Kiwi-Experience-Bus das wunderschöne, atemberaubende Neuseeland erkundeten. Ein so vielfältiges Land in dem es einfach von Stränden, über Gletscher, Regenwälder, Städten, türkisblaue Seen bis hin zu Vulkanen alles gibt und es schafft einem jeden Tag aufs Neue zu begeistern ist es echt Wert zu besuchen! Auch hatten wir das Glück in Christchurch Tobias und in Auckland Wiebke wieder zusehen und mit ihnen einen tollen Tag/Wochenende zu verbringen.
Nach Neuseeland ging es dann für mich nach 4 schönen, gemeinsamen Monaten mit Christian alleine nach Perth, der sonnigsten Stadt Australiens, um zu Arbeiten. Dienstags gelandet, Mittwochs angefangen einen Job zu suchen, ab Donnerstag gearbeitet. Dieses Mal hatte ich echt Glück so schnell einen Job zu finden. Also arbeitete ich 1.5 Monate in Perth bei einem Gärtner, mähte Rasen, schnitt Hecken und fällte Bäume und erkundigte an meinen freien Tagen, zusammen mit anderen aus meinem Hostel, Perth und Umgebung. Während dieser Zeit lernte ich wieder einiges dazu und auch mein Chef Rob war sehr zufrieden mit mir, sodass er mich am letzten Wochenende zum Essen- und Trinken gehen einlud, was zu einem richtig gutem Abend wurde.
Dadurch, dass ich schneller als erwartet einen Job gefunden habe und ich echt gut bezahlt wurde, kam in dieser Zeit so viel Geld zusammen, dass ich in meinen letzten Wochen in Australien noch sehr viel bereisen konnte:
Von Perth aus ging es dann mit Svenja und Theresa die Westküste bis nach Darwin hoch. Trotz sehr viel Fahrerei sahen wir verdammt schöne Orte, zu denen auch mein neuer Lieblingsort in Australien, der „Karijini Nationalpark“ gehört, hatten immer sehr viel Spaß und verbrachten eine sehr tolle, aufregende, entspannte und lustige Tour zusammen, machten Wanderungen durch die Nationalparks, haben irgendwie die Fliegen und Mücken überlebt, relaxten am Strand, schnorchelten am Reef, kamen Krokodilen gefährlich nah, versenkten unser Auto im Wasserloch und feierten unsere Musik beim Autofahren.
In Darwin verbrachte ich nur eine Nacht, da es am nächsten Morgen mit einer Tour schon nach Alice Spring ging, von wo aus ich dann in drei Tagen das Outback erkundigte. Abgesehen davon, dass es ziemlich beeindruckend ist, die Kings Canyon, den Uluru und Katja Tjuta zu sehen, war es vor allem dadurch auch eine super Tour, da wir Nachts im Swag unter dem besten Sternenhimmel der Welt schliefen und die Mitreisenden extrem nett waren und wir uns alle sehr gut verstanden. Aus diesem Grund haben wir es zum Abschied am letzten Abend in Alice Springs auch noch einmal richtig krachen lassen.
Von Alice Springs aus flog ich dann nach Sydney, wo ich 6 Monate zuvor schon war. Dieses Mal war es leider nur etwas kälter, aber dafür hatte ich die richtige Zeit erwischt, denn ganz viele Gebäude wurden mit Lichtshows beleuchtet, sodass Sydney bei Nacht einfach klasse aussah. Der Grund warum ich noch einmal nach Sydney kam war allerdings, dass es in meiner letzten Woche noch zusammen mit Wiebke auf die Fiji Inseln ging:
Ein traumhaftes Paradies, wo wir sehr viel Zeit am Strand und im Meer verbrachten, in dunkeln Höhlen schwammen, mit Manta Rochen schnorchelten, viele bunte Fische sahen, mit den einheimischen Kawa tranken, lernten Kokusmilch zu produzieren, eine Segeltour machten und es uns einfach gut gingen lassen.
Heute genau 294 Tage später sitze ich in Sydney im Hostel, packe meine Sachen, buche mich in meine Flug ein und warte darauf, dass morgen mein Flieger nach Hause geht. Auch dieses Mal habe ich sehr gemischte Gefühle, die man gar nicht richtig beschreiben kann. Auf der einen Seite freue ich mich sehr auf zu Hause, auf meine Familie, Freundin und meine Freunde, aber auf der anderen Seite bin ich auch traurig, dass die Zeit in Australien so schnell vorbei gegangen ist und in Deutschland wieder ein ganz anderes Leben startet. Aber es heißt ja, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Ich denke, dass ich dafür nach Fiji den besten Zeitpunkt getroffen hab. Daher heißt es jetzt für mich den letzten Teil des Abenteuers anzutreten und Abschied von Australien zu nehmen.
Wenn mich jemand fragt, was das beste in Australien war, kann ich dies nicht mal genau beantworten, da ich so viele verschiedene Sachen erlebt und gesehen habe, aber auch gerade die Erfahrungen, mit denen ich nicht gerechnet habe oder die schlechten Dinge gute Erfahrungen waren, die mich in dieser geprägt und meine Sicht auf bestimmte Dinge verändert haben. Das wichtigste was ich gelernt habe: Man kann so eine Reise nicht planen, es passieren jeden Tag Dinge, die deine Pläne wieder über den Haufen werfen.
Wenn mich jemand fragt, was ich am meisten an Australien vermissen werde und worauf ich mich am meisten zu Hause freue, kann ich das sehr gut beantworten: Vermissen werde ich vor allem die enorme Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Australier. Egal, ob man jemanden kennt oder nicht, nachdem man sich begrüßt hat, erkundigt man sich erst, wie es dem anderen geht. Freuen tu ich mich nach 10 Monaten vor allem auf ein eigenes großes Bett, indem man nicht jede einzelne Feder spürt, ein Toilette, auf der man sich nicht vorher aus Klopapier einen Thron bauen muss, einen Duschkopf der höher als bis zu den Achseln geht, gutes Essen und vor allem all die Menschen die mir wichtig sind.
Nach über 42 Wochen in Australien, Neuseeland und Fiji bereue ich keine einzige Minute diese Reise gemacht zu haben und bin mehr als nur zufrieden mit dem, was ich alles gesehen und erlebt habe! Daher denke ich, dass es an dieser Stelle mal Zeit ist kur Danke zu sagen: Vielen Dank an alle, die diese Reise zu dem gemacht haben, was sie geworden ist. Danke an die vielen anderen Backpacker, Euch kennen lernen zu dürfen, mit Euch zu reisen, zu feiern, zu lachen, zu kochen, zu arbeiten oder einfach nur um Informationen auszutauschen. Danke auch an meine Arbeitgeber und alle anderen Menschen, die ein Teil meines Abenteuers waren. Danke Australien für diese einzigartige Zeit, die australische Freundlichkeit und der gelassene Lebenstil. Vielen Dank für die beste Reise meines Lebens und eine unglaubliche Zeit in Down Under!
Natürlich möchte ich mich auch bei Euch bedanken, dafür, dass ihr mich virtuell auf meiner Reise begleitet habt und meinen fast 6500 mal aufgerufen habt, mich mit den neusten Klatsch und Tratsch aus Deutschland informiert habt und vor allem auch an meine Familie, die mich mit Ratschlägen unterstützt hat, wenn ich mal nicht weiter wusste und meine Freundin, dass Du auf mich solange gewartet hast und immer für mich da bist!
In diesem Sinne bis später auf der anderen Seite der Welt, ich freue mich auch Euch!